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Wunsch-Bullshit im Universum
»Ist esoterisches Extrem-Wünsching Bullshit?« fragen Hugo Egon Balder (Genial daneben) und Jacky Dreksler (RTL Samstag Nacht) in dieser ernsthaften, aber auch satirischen Analyse. Extrem-Wünsching ist die Behauptung: Du kannst alles haben: Geld ohne Arbeit, Jobs ohne Suchen und Parkplätze ohne Mühe. Das liebe Universum gibt es dir. Garantiert. Du musst es dir einfach nur wünschen. Diese abenteuerliche Theorie verkünden Bestsellerautoren wie Rhonda Byrne (The Secret – Das Geheimnis), der Schauspieler Pierre Franckh oder die deutsche Wünschel-Queen -Bärbel Mohr in Ratgeberbüchern mit Millionenauflagen. Balder & Dreksler: »Das ist positives Denken auf Crack.« Einige Wünschelwichte, so die Autoren, nehmen es dabei mit der Wahrheit nicht sehr genau, um ihre grotesken Verheißungen zu begründen. Sie verdrehen und erfinden Fakten, nennen falsche Zahlen oder brüsten sich mit selbst gewirkten Wundern, die keine sind – nur um ihre Botschaft werbe- und verkaufswirksam »rüberzubringen«. Das nennen Balder & Dreksler mit Princeton-Professor Harry G. Frankfurt schlicht: Bullshit – opportunistischen Umgang mit der Wahrheit.
Balder & Dreksler sagen: »Hinter diesen Ideen steckt einerseits positives Denken – nichts dagegen!« Aber, warnen sie, dahinter verbirgt sich andererseits auch eine aus Esoterik, Magie und verschiedenen Religionen zusammengeklaubte Weltanschauung, die allen Ernstes behauptet: Du bist Gott. Durch das esoterische Gesetz der Anziehung erschaffst du dich und den Kosmos allein durch deine Gedanken. Gutes wie Böses. Die beiden Autoren kritisieren die Konsequenz und Kehrseite dieser gefährlichen Mischung aus positivem Denken und göttlichen Allmachts-Fantasien: Arm? Fett? Krebs? Hunger? Keinen Job? Haus abgebrannt? – Selber schuld, so sagen die Extremwünscher: Du hast das Übel mit dem angeblich »unfehlbaren« Gesetz der Anziehung selbst angezogen.
Balder und Dreksler spielen sich nicht als Experten für Esoterik, Philosophie oder Psychologie oder Lebenshilfe auf. Sie analysieren die Wunsch-Theorien und vor allem die »Wunder« mit gesundem Menschenverstand, Logik und viel Humor – wie sie selber sagen: »auf dem schmalen Grat zwischen Nicht-mehr-Satire und Noch-nicht-Wissenschaft« balancierend. Aber hinter dem leichten Ton steckt ein moralisches Anliegen: Die Wünschelwichte, sagen sie, präsentieren sich als allwissende Gurus, Magier, Psychologen, Philosophen und Seelsorger. Sie greifen tief in das Leben von Menschen ein, die in Not, krank oder verzweifelt sind oder nach dem Sinn ihres Lebens suchen. Die aber bekommen Bullshit statt Lebenshilfe.
Viel ist schon getan, mehr bleibt noch zu tun, sprach der Wasserhahn zu dem Wasserhuhn (Robert Gernhardt)